Doris Burghardt (links) und Bärbel Appelt (rechts) geben Pauline, Emy, Mia und Phillip (von links) im Mehrgenerationenhaus in Wetzendorf Anleitung beim Herstellen von Frühlingsgestecken. Ehrenamtlich engagiert sich Sebastian Breitung (kleines Foto, Dritter von links) und vermittelt den Flüchtlingen Grundkenntnisse der deutschen Sprache.
Brücken zwischen Jung und Alt
SOZIALES Mehrgenerationenhaus ermöglicht bedürftigen Kindern schöne Ferien und kostenloses Frühstück
VON GUDRUN SCHRÖDER (16./17. April 2016)
WETZENDORF/MZ - Pauline, Mia, Emy und Philipp hantieren emsig unter der Anleitung von Doris Burghardt und Bärbel Appelt. Die beiden Frauen gehören dem Kreativkurs an, der sich jeden Freitagnachmittag trifft. Sie Basteln mit den Kindern und Jugendlichen hübsche Frühlingsgestecke. Eine Tür weiter, im Computerraum, surfen Jugendliche im Internet, in der Bücherei sind ein paar Mädchen auf der Suche nach einem Pferdebuch, in der Mucki-Bude kämpfen die Jungen am Kickertisch um Tore und in der gemütlichen Cafeteria lassen sich mehrere Seniorinnen ihren Cappuccino schmecken. Es herrscht Trubel, wie jeden Tag, in den zwei Etagen des Mehrgenerationenhauses (MGH) mit dem Kinder- und Jugendhaus "Free - Time" in Wetzendorf (Burgenlandkreis). Im Dezember feiert das MGH sein zehnjähriges Bestehen. Es ist für viele Kinder und Jugendliche zu einem zweiten Zuhause geworden. Die Türen stehen montags bis freitags von acht bis 18 Uhr für jeden offen, gleich welchen Alters und welcher Hautfarbe. Schwerpunkt der Arbeit der Mitarbeiter war und ist von Beginn an, Beratung und Hilfe zu geben, egal, für welche Generation. Inzwischen zählt das MGH mit dem "Free-Time" zum sozialen-kulturellen Zentrum der Gemeinde Karsdorf. In einem Atemzug mit dem MGH ist Hausleiterin Angela Reininger zu nennen. 1998 begann sie als Sozialarbeiterin an der Grundschule mit dem Aufbau des "Free-Time", "Wir merken am Verhalten der Kinder, wenn es in Familien Probleme gibt." dem Freizeitzentrum für Kinder und Jugendliche, und bis heute hält sie die Fäden fest in der Hand. Mit der Teilnahme am Förderwettbewerb des Landes 2004 und dem Projekt "Kids in Karsdorf bauen Brücken", sagt die rührige Frau, stand fest, das Haus müsse sich öffnen. Nach mehreren generationsübergreifenden Vorhaben, auch im Rahmen der "Aktion Mensch" beteiligt sich das "Free-Time" an der Ausschreibung zum MGH und erhielt 2006 den Zuschlag. "Mehrere Generationen unter einem Dach, die Zusammenführung von Jung und Alt von Dienstleistungen rund um die Familie - das ist etwas Schönes und Einzigartiges", weiß die Leiterin des Hauses, als dessen Träger die Gemeinde fungiert. Angela Reininger und ihr Team möchte es nicht mehr missen. Breitgefächert zeigen sich die Tagesabläufe, die stets bedarfsorientiert gestaltet werden. Neben den Seniorennachmittagen, den Englisch-, Töpfer-, Bastel- und Nordic Walking-Kursen, dem offenen Mittagstisch und Cafe` - Angeboten, den Begleitdiensten und Behördengängen für ältere Menschen und Familien stehen im Mittelpunkt die Kinder und Jugendlichen. Tägliche Hausaufgabennachmittage, sportliche Betätigung zum Aggressionsabbau am Montag, die Kochstunde für "junge Hausfrauen" am Mittwoch gehören zum Konzept des MGH, berichtet die 48-Jährige. In Planung befinden sich bereits die Aktionen für die Sommerferien. Für kleines Geld geht es seit 14 Jahren für eine Woche zum Zelten an den Kulkwitzer See. Etwa 50 Kinder beteiligen sich stets an den sechswöchigen Ferienspielen. Sie kommen aus dem umliegenden Dörfern und Städten nach Wetzendorf. "Vor allem den Mädchen und Jungen aus sozial schwachen Familien wollen wir eine ereignisreiche Freizeit bieten. Sie sollen sich nicht ausgegrenzt fühlen und in der Schule ebenso über interessante Erlebnisse berichten können", erläutert die Chefin des Mehrgenerationenhauses. Eng arbeitet Angela Reininger und ihre Projektleiterin Jenny Illgen mit Schulsozialarbeitern und dem Jugendamt zusammen. "Wir merken am Verhalten der Kinder, wenn es in den Familien Probleme gibt, die Eltern oft überfordert sind. Wir bieten gern unsere Hilfe an", erwähnt die Hausleiterin. Auch benachteiligte Kinder und Jugendliche sollen eine Chance haben. So wird seit Jahren in den Ferien ein kostenloses Frühstück angeboten, da nicht selten Kinder mit leerem Magen erscheinen. Am Mittagessen können alle für einen geringen Obolus teilnehmen. Wie Angela Reininger außerdem bemerkt, würde ebenso der Schwimmkurs im Sommer gut angenommen, den das MGH durchführt und für den es die Kosten übernimmt. Maßgeblich zum Erfolg des MGH trägt das freiwillige Engagement bei. Auf etwa 35 Ehrenamtliche jeden Alters können sich die zwei Frauen bei Veranstaltungen des Hauses verlassen. Seit Oktober ist das MGH zu gleich ein Anlaufpunkt für die in Wetzendorf und Nebra untergebrachten Flüchtlinge. Da Sprache der erste Schritt zur Integration ist, brachten ihnen freiwillige Helfer die ersten deutschen Worte bei. Gegenwertig engagiert sich Sebastian Breitung auf ehrenamtlicher Basis als Sprachlotse. An fünf Tagen in der Woche vermittelt er Syrern, Afghanen und Afrikanern Grundkenntnisse der deutschen Sprache. Über Unterstützung freut sich die Hausleiterin immer. Ebenso über Geld- und Sachspenden für Projekte und Aktionen. |
Von Kinder-Treff
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